Zum Auftakt der Pre-Season treten die Rotjacken am Freitagabend in Maribor, Slowenien, gegen den letztjährigen Vizemeister der win2day ICE Hockey League, Fehérvár AV19 an. Die Ungarn machten die vergangene Saison, ihre 15. in der Liga, zu ihrer mit Abstand besten: Nachdem sie zuvor noch nie eine Playoff-Serie gewonnen hatten, setzten sie sich sowohl gegen den HC Pustertal Wölfe (4:0) als auch den EC VSV (4:1) klar durch und wurden erst im Finale vom EC Salzburg (0:4) gestoppt.
Mit dem Vizemeistertitel (nach Rang drei im Grunddurchgang) deutete Ungarns einziger ICE-Klub erstmals sein großes Potenzial an, auf Basis dessen er sich in den kommenden Jahren wohl im Spitzenfeld der Liga etablieren wird können. Enorme steuerrechtliche Vorteile gegenüber den österreichischen Vereinen sowie die gegen Ende des Jahres 2023 geplante Fertigstellung der neuen Heimstätte bilden das Fundament der zukünftigen wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit von Fehérvár AV19.
Den sportlichen Erfolg hat der im vergangenen Sommer angeheuerte Head Coach Kevin Constantine nach Ungarn gebracht, er verlieh dem Spiel seiner Mannschaft die über weite Strecken der vorangegangenen Saisonen fehlende Struktur. Personell hat Fehérvár AV19 in der aktuellen Übertrittszeit eher weiter auf- als abgerüstet: Fünf der zehn Importspieler (Campbell, Fournier und Nilsson in der Abwehr, Kuralt und Petan im Angriff) blieben beim Klub, fünf neue wurden verpflichtet. Die Nummer eins zwischen den Pfosten ist fortan der aus Ljubljana und Villach bekannte Olivier Roy, in der Abwehr kamen Ben Betker aus Innsbruck und Andrew O’Brien aus München hinzu, wobei der Letztgenannte ab Ende 2023 nicht mehr als Legionär zählen wird. Neu im Angriff sind nach einer starken Europa-Debütsaison der US-Amerikaner Patrick Newell und der aus den erfolgreichen HCB Südtirol-Mannschaften der vergangenen Jahre bestens bekannte Brett Findlay.
Mittelständler mit Aufwärtstrend
Auf eine außergewöhnliche Geschichte kann der sonntägige Gegner der Rotjacken, der EC Bad Nauheim, zurückblicken: Nach dem Zweiten Weltkrieg war es ein Oberst der US-Amerikanischen Streitkräfte, Paul R. Knight, der den Eishockeysport in die Stadt in Hessen brachte, indem er dort die Errichtung einer Kunsteisbahn (die bis heute die Heimstätte des Klubs ist und auch nach ihm benannt wurde) forcierte. Über weite Strecken der Zeitspanne bis in die frühen 1980er-Jahre spielte der damalige VfL Bad Nauheim in der höchsten Spielklasse Deutschlands, seit dem ersten Konkurs (1982) des danach mehrfach neu gegründeten oder zumindest neu gegliederten Klubs gelang die Rückkehr ins Oberhaus jedoch nie wieder.
In den vergangenen Jahren hat sich der nunmehrige EC Bad Nauheim jedoch zumindest in der DEL2 stabilisiert, wobei der Trend zuletzt nach oben zeigte: Die abgelaufene Saison unter der Führung des gebürtigen Klagenfurters und KAC-Eigenbauspielers Harald Lange (Bild links) auf der Kommandobrücke endete erst im Halbfinale, bereits im Grunddurchgang stand der höchste Zweitliga-Punkteschnitt des Klubs seit 18 Jahren zu Buche. Der heute 38-jährige Trainer spielte die letzten sechs Jahre seiner aktiven Laufbahn für Bad Nauheim, wurde im Sommer 2018 Co-Trainer und übernahm im Februar 2021 (von Hannu Järvenpää) als Head Coach.
Wie im Vorjahr besetzt der EC Bad Nauheim auch im kommenden Spieljahr jeden seiner vier Import-Plätze im Kader mit Angreifern: Beim Klub geblieben sind mit Taylor Vause (Bolzano, Wien), Jerry Pollastrone (Bolzano, Wien, Villach) und Jordan Hickmott (Villach, Linz) drei Stürmer, die sich bereits in der EBEL bzw. ICE einen Namen gemacht hatten. Die Hessen verloren mit Tristan Keck zwar ihren letztjährigen Top-Torjäger an Kassel, holten sich mit Tim Coffman aber einen zumindest gleichwertigen Ersatz, der sich in jeder der jüngsten vier Saisonen unter den acht besten Scorern der zweiten Schweizer Liga platzieren konnte.
Für den EC-KAC ist das Duell mit den Roten Teufeln am Sonntag im Übrigen eine Premiere: In keinem der insgesamt 3.763 Bewerbs- oder Freundschaftsspiele, die Klagenfurt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ausgetragen hat, standen die Rotjacken Bad Nauheim gegenüber.