Pierre Racicot stand in über 2.000 NHL-Partien als Linienrichter am Eis, heuer arbeitet er in der heimischen bet-at-home ICE Hockey League auch als Supervisor der Schiedsrichterteams. Bei #Rotjacken-TV erzählt der Kanadier über seine neue Aufgabe.

Von Oktober 1993 bis Mai 2021 – also über 27 Jahre lang – arbeitete Pierre Racicot als Linienrichter in der NHL, der stärksten Eishockeyliga der Welt. Bei exakt 2.134 Partien, 254 davon in den Playoffs, war der heute 54-Jährige Teil des Schiedsrichterteams, auch in zehn Stanley Cup-Finalserien stand er am Eis. Die kommenden Monate verbringt der Kanadier in Österreich, wo er schon in den vergangenen Jahren im Bereich der Fortbildung der Schieds- und Linienrichter tätig war. Am Wochenende des Ligastarts war Racicot in Klagenfurt im Einsatz: Im Auftaktspiel des EC-KAC gegen die Vienna Capitals agierte er als Linesman, bei der Partie gegen den HC Innsbruck fungierte er als Schiedsrichterbeobachter. Zwischen diesen beiden Aufgaben stand er am Samstag bei #Rotjacken-TV Rede und Antwort.

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Interview-Zitate (Pierre Racicot)

„Ich hatte den Plan, meine Karriere als Linienrichter hier zu beenden. Seit sieben Jahren habe ich an den Trainingscamps der Schiedsrichter in der ICE (bzw. zuvor EBEL) mitgewirkt, da reifte die Entscheidung, die Laufbahn in Europa ausklingen zu lassen. Ich liebe es hier einfach.“

„Im Spiel am Freitag am Eis zu stehen, war fantastisch. Es hat riesigen Spaß gemacht, denn die Atmosphäre war elektrisierend. Es ist toll, die Fans zurück in den Hallen zu haben, die Stimmung war großartig. Auch das Spiel selbst – schnell und geschickt – hat mir gefallen.“

„In der NHL hatte ich das Vergnügen, an Spielen beteiligt zu sein, in denen die Größten dieses Sports wie Wayne Gretzky oder Mario Lemieux aufgelaufen sind. Meine beste Erinnerung war aber eine persönliche. Ich habe seit meiner Kindheit einen Freund, mit dem ich gemeinsam aufgewachsen bin, wir spielten als Teenager schon zusammen Eishockey. Er wurde auch Referee und Jahrzehnte später kam es so, dass wir gemeinsam im Einsatz waren, in einem Stanley Cup-Finale in Detroit. Das war 2008, Gegner waren die Pittsburgh Penguins. In diesem Moment am Eis haben wir uns angestrahlt und gesagt, dass wir es ziemlich weit gebracht haben, ausgehend von unseren Kindertagen in Québec. Das war ein ergreifendes Erlebnis.“

„Meine Hauptaufgabe hier ist es, zu helfen, dazu beizutragen, dass sich die Schiedsrichter weiterentwickeln. Sie sollen sich verbessern, wachsen, wie es auch die Liga tut. Es wird darum gehen, ihnen zu zeigen, wie sie besser mit den Trainern und Spielern kommunizieren können, wie sie sich am Eis so bewegen, dass sie in die wichtigen Bereiche des Spielfeldes kommen, um ihren Job, richtige Entscheidungen zu treffen, bestmöglich erfüllen zu können. Daher werde ich auch als Linienrichter eingesetzt, weil es mir so möglich ist, Feedback direkt am Eis und in den entsprechenden Situationen zu geben. Als Supervisor komme ich ja erst nach dem Spiel in die Schiedsrichterkabine, um meine Beobachtungen weiterzugeben.“

„Ich mag hier die Stimmung, die singenden Fans, die Trommeln. Das Publikum ist vom ersten Scheibenaufwurf bis zur Schlusssirene durchgehend laut, nicht nur bei Toren. Hier wird durchgehend Lärm gemacht und es macht großen Spaß, unten am Eis zu stehen, weil das eine ganz eigene Energie erzeugt, die man auch als Schiedsrichter am Eis spürt. Das genieße ich.“

„Eine NHL-Saison ist sehr lange, man hat viele Entbehrungen in diesen neun Monaten. Dann in einem Stanley Cup-Finale zu arbeiten, ist eine spezielle Erfahrung, aber es ist nicht so, dass man danach als Schiedsrichter feiert. Vielmehr ist da eine Erleichterung, man freut sich, dass man die Aufgabe gut bewältigt und den Job erledigt hat.“

„Der große Unterschied für einen Referee hier im Vergleich zur NHL ist jener, dass die Fans in Österreich pfeifen, wenn sie mit einer Entscheidung nicht einverstanden sind. Oder manchmal schon, wenn man vor dem Spiel aufs Eis kommt. Ich nehme das aber eher so wahr, dass mir das Energie gibt. Sie pfeifen ja nicht mich als Person aus, sie kennen mich schließlich gar nicht, sondern sie pfeifen mein gestreiftes Trikot aus. Das gehört zum Spiel und zu unserer Rolle, denn in den Augen eines Fans sind wir Schiedsrichter ja manchmal jene, die ihrer Mannschaft den Weg zum Sieg versperren.“

„Ich bin bis zum 22. November hier, bis dahin möchte ich so viele Spiele wie möglich absolvieren, sei es als Linienrichter oder als Supervisor. Mein Ziel ist es, dass ich mit jedem Mitglied der Referee-Gruppe der ICE Hockey League zusammenarbeite, dass ich alle kennenlerne und ihnen weiterhelfen kann. Schön wäre es auch, wenn es sich so ausginge, dass ich in jeder der 14 Hallen zumindest ein Mal im Einsatz bin, um all die verschiedenen Plätze und Städte zu sehen.“