Der Klub:
In der langen historischen Reihe an Erstligaklubs aus Österreichs zweitgrößter Stadt sind die Graz 99ers mittlerweile jener Verein, der am längsten ununterbrochen in der höchsten Spielklasse aktiv war: 1999 als Nachfolgeklub des in finanzielle Schieflage geratenen EC Graz, der während der laufenden Saison die Segel streichen musste, gegründet, sind die 99ers seit dem Ligacrash des Jahres 2000 durchgehend im Oberhaus vertreten. Die Erfolgsbilanz der Steirer blieb dabei jedoch meist recht überschaubar: Nur in zwei der 21 Spielzeiten lag am Ende der Saison die Anzahl der Siege höher als jene der Niederlagen, in beiden Fällen zeichneten zuvor in Klagenfurt aktive Cheftrainer für die positive Bilanz verantwortlich (Bill Gilligan 2009/10, Viertelfinal-Aus nach Platz eins im Grunddurchgang, und Doug Mason 2018/19, Halbfinal-Aus gegen seinen Ex-Klub).
Mit dem Merkur Eisstadion im Stadtteil Liebenau bespielen die 99ers eine der modernsten und auch schönsten Spielstätten der bet-at-home ICE Hockey League, Runs bis tief in die Playoffs hinein blieben dort aber ebenso selten wie zuvor im „Bunker“: Seit 2000 konnte Graz nur ein einziges Mal eine Serie in der Post-Season für sich entscheiden, 2018/19 übersprang man im Viertelfinale die Hürde Linz. Diesem Trend entgegengesetzt eher wenig Kontinuität bestand bei den 99ers historisch betrachtet bei der Besetzung der Head Coach-Position: Der aktuell amtierende Jens Gustafsson ist (Interimslösungen abgezogen) der bereits 16. Trainer im 22. Erstligajahr. Ebenfalls von einiger Fluktuation gekennzeichnet ist der Platz zwischen den Pfosten: Seit 2000 sammelten bereits 37 verschiedene Torhüter Einsatzzeiten in Ligaspielen für die Steirer.
Aktuelles:
Die Graz 99ers sind nach durchwachsenem Saisonstart mittlerweile die formstärkste Mannschaft der Liga: Zuletzt holten sie vier Siege hintereinander, erst am Freitagabend beendeten die Steirer einen sehr erfolgreichen Trip in den Westen Österreichs, der Siege in Dornbirn (6:2) und Innsbruck (3:2) brachte. Graz holte in den jüngsten zehn Ligaspielen satte 21 Punkte, einen Zähler mehr als in den ersten 18 Runden der diesjährigen Meisterschaft. Vor allem in der Defensive steigerten sich die 99ers ganz maßgeblich: Waren im Oktober noch drei Partien mit acht oder mehr Gegentreffern zu verzeichnen, so mussten die Grazer Goalies in den sechs bisherigen Dezember-Begegnungen nur noch insgesamt 13 Mal hinter sich greifen. Auch im Powerplay hat das Team von Jens Gustafsson seine bereits seit Saisonbeginn fast durchgehend ansehnliche Bilanz zuletzt weiter verbessern können: Im laufenden Monat endete jedes dritte Überzahlspiel mit einem Treffer, über das ganze bisherige Spieljahr hinweg gerechnet, ist die Erfolgsquote von 24,7 Prozent die zweitbeste in der ICE Hockey League.
Spieler im Fokus:
Einen tollen Einstand mit zwei Auswärtssiegen innerhalb von nur 24 Stunden, lediglich vier Gegentreffern und 92,3 Prozent parierten Schüssen legte Neo-Torhüter Christian Engstrand hin, der nach Anthony Peters und Niklas Lundström der dritte Import-Goalie ist, der heuer für die 99ers auflief. Am anderen Ende des Spielfelds agierten im bisherigen Saisonverlauf die mehrjährigen Stammkräfte Dominik Grafenthin und Ken Ograjenšek sowie Sommer-Neuzugang Andrew Gordon am erfolgreichsten, die drei Stürmer verbuchten bereits jeweils zehn Torerfolge. Die meisten Vorlagen zu Treffern kommen von Simon Hjalmarsson: Der schwedische Weltmeister von 2013, dekoriert mit 753 Karriereeinsätzen in SHL, KHL und CHL, lieferte schon 21 Assists, nur zwei Spieler ligaweit kamen heuer bislang auf mehr verwertete Zuspiele. Fein in Form ist aktuell auch Michael Schiechl, der in der vergangenen Saison lange auf ein Engagement warten musste, sich Anfang Januar schließlich den 99ers anschloss und aktuell in jeder der jüngsten vier Partien gepunktet hat. Besonderes Augenmerk liegt beim Grazer Gastspiel in der Stadthalle auch auf Verteidiger Michael Kernberger: Der KAC-Eigenbauspieler, der zwischen 2015 und 2021 insgesamt 145 EBEL/ICE-Partien für die Rotjacken bestritt, kommt erstmals als Gegenspieler in seine Heimatstadt.
Bilanz gegen den EC-KAC:
Die Graz 99ers und der EC-KAC traten bislang insgesamt 135 Mal gegeneinander an, in nahezu zwei Drittel dieser Begegnungen setzten sich die Rotjacken durch: 89 Siegen der Kärntner stehen aktuell deren 46 der Steirer gegenüber. Gegen keinen anderen aktuell in der Liga engagierten Kontrahenten konnten die Rotjacken historisch betrachtet mehr Tore erzielen als gegen die 99ers, im Schnitt schrieb man 3,56 pro Begegnung an. Allerdings gab Graz in der jüngeren Vergangenheit gerade in der Stadthalle häufig eine gute Figur ab: Jedes der letzten drei und zehn der letzten 14 Duelle auf Klagenfurter Eis konnten die Gäste für sich entscheiden. Dennoch punkteten die Rotjacken gegen die 99ers in den vergangenen Jahren sehr kontinuierlich, nur in zwei der letzten 15 Konfrontationen blieb der EC-KAC ohne Zähler.