In der Artikelserie Mythos Stadthalle beleuchtet kac.at bis zum Bezug der Heidi Horten-Arena im Herbst 2022 die reichhaltige Geschichte jener Spielstätte, die der KAC bzw. EC-KAC mehr als sechs Jahrzehnte lang seine Heimat nennen konnte. Im wöchentlichen Abstand werden 63 Schlaglichter auf die 63 Stadthalle-Saisonen der Rotjacken geworfen: Große Triumphe und bittere Niederlagen, denkwürdige Spiele und Persönlichkeiten – jeweils eine Anekdote pro Spielzeit.
Vorerst keine Probleme mit dem Liganeuling
12.10.2004 / EC-KAC – EC Salzburg (7:1)
An Stelle des EC Feldkirch kam im Sommer 2004 mit dem Nationalliga-Meister EC Salzburg ein neuer Klub in die damals sieben Teams umfassende Erste Bank Eishockey Liga. Trotz der durch den Red Bull-Konzern sichergestellten starken finanziellen Basis bezahlte der Neuling in seiner ersten Saison in der höchsten Spielklasse sehr viel sprichwörtliches Lehrgeld und wurde abgeschlagen Tabellenletzter. In der Mozartstadt wurden aus dem bescheidenen Abschneiden im Premierenjahr freilich die richtigen Schlüsse gezogen, beginnend mit 2005 etablierten sich die Bullen als eine der führenden Kräfte im österreichischen Klubeishockey, eine Position, die sie mittlerweile seit bereits fast zwei Jahrzehnten halten können. In Spielzeit eins nach dem Einstieg in die Liga deutete allerdings noch wenig darauf hin, dass dieser Schritt gelingen könnte: Als der EC Salzburg in Runde acht erstmals in der Stadthalle Klagenfurt gastierte, war das Team von Head Coach Jorma Siitarinen, der im Frühjahr noch den EC-KAC zu Meistertitel Nummer 28 geführt hatte, noch sieglos, in sechs Partien hatte man lediglich zwei Zähler für Niederlagen in der Verlängerung bzw. im Penaltyschießen eingefahren. Dieser Trend sollte sich auch im ersten Gastspiel einer Salzburger Mannschaft bei den Rotjacken seit mehr als 16 Jahren nicht ändern: Die mit vier KAC-Eigenbauspielern (Goalie Michael Suttnig, Verteidiger Marc Brabant und den Stürmern Diethard und Philipp Winzig) angetretenen Bullen vermochten den rot-weißen Führungstreffer aus Minute elf zwar noch im ersten Abschnitt – Torschütze war der zukünftige KAC-Stürmer Patrick Harand – auszugleichen, danach schrieben jedoch nur noch die Gastgeber an. Vor 2.600 Zuschauern siegten die Klagenfurter schließlich mit 7:1, Bullen-Schlussmann Suttnig sah exakt 50 Schüsse auf seinen Kasten einprasseln. Die Stadthalle entpuppte sich in den Anfangsjahren von Salzburgs EBEL-Zugehörigkeit generell als schwieriges Pflaster: Obwohl der Klub innerhalb von nur drei Jahren vom Nachzügler zum Meister avancierte, standen aus den saisonübergreifend ersten 19 Red Bulls-Gastspielen in der Kärntner Landeshauptstadt nur vier Auswärtserfolge zu Buche.
Historische Niederlagenserie
09.10.2005 / EC-KAC – HC Innsbruck (3:5)
Nach der bitteren Niederlage in der Titelentscheidung 2005 – die Rotjacken verloren im siebten Finalspiel bei den Vienna Capitals – wurde die folgende Saison von einem neuerlichen Auftritt des EC-KAC in der Bundeshauptstadt eröffnet. Wien siegte im Penaltyschießen, was jedoch niemand im rot-weißen Lager ahnte, war, dass dieser der einzige Punkt für den Rekordmeister für lange Zeit bleiben sollte: Die Klagenfurter, die seit der Bundesligagründung im Jahr 1965 nie mit mehr als zwei Niederlagen hintereinander in eine Meisterschaft gestartet waren, musste das Eis in jedem ihrer ersten sechs Ligaspiele als Verlierer verlassen. Beschlossen wurde diese Serie von der Heimniederlage gegen den HC Innsbruck am 9. Oktober 2005: Auch dieses Nachzügler-Duell der beiden zu diesem Zeitpunkt letztplatzierten Teams der EBEL-Tabelle, dem immerhin noch 3.100 Zuschauer beiwohnten, ging für Rot-Weiß verloren. Zwar lagen die Klagenfurter nach dem ersten Abschnitt verdient mit zwei Treffern voran, im Mitteldrittel ließ sie allerdings ein langjähriger VSV-Spieler auf die Verliererstraße einbiegen. Mit zwei Toren innerhalb von nur sechs Sekunden verwandelte Gerhard Unterluggauer ein 1:2-Defizit aus Tiroler Sicht in einen 3:2-Vorsprung, letztlich siegte der HCI mit 5:3 und fixierte damit den schlechtesten KAC-Ligastart seit dem Bezug der Stadthalle im Jahr 1959. Weil die Rotjacken auch in den folgenden Wochen nicht richtig in Schwung kamen, erfolgte mit Ende Oktober die Trennung von Head Coach Mats Waltin. Erstmals seit knapp sieben Jahren – rund um den Jahreswechsel 1998/99 hatte Lars Bergström nach einem Intermezzo von Interimstrainern Herbert Pöck abgelöst – musste wieder ein KAC-Cheftrainer während der Saison den Hut nehmen.
Die Zahl Siebzehn
13.03.2007 / EC-KAC – EHC Linz (4:1)
Auch die Saison 2006/07 wurde zu einer für den EC-KAC sehr ereignisreichen, allerdings gleichzeitig ebenso erfolgsarmen. Wieder kam es bereits im Oktober zu einem Trainerwechsel, Kevin Primeau wurde durch einen Spieler, Emanuel Viveiros, ersetzt. Nur zwei Tage nach seinem letzten Einsatz am Eis stand der langjährige Verteidiger erstmals auf der Kommandobrücke, es sollte der Auftakt zur nach der Anzahl an gecoachten Ligaspielen längsten Trainer-Ära der KAC-Historie (352 Partien) werden. Nur gut zwei Wochen später endete das unglückliche Engagement von Andreas Puschnig: Der Eigenbau-Starspieler der ersten Hälfte der 1990er-Jahre war im Sommer nach neun Saisonen in Villach und Innsbruck zu seinem Stammverein zurückgeholt worden, konnte bei diesem jedoch nicht mehr an seine Glanzzeit anschließen. Das insgesamt sehr durchwachsene Spieljahr der Rotjacken endete zum erst dritten Mal in der Geschichte – aber zum zweiten Mal hintereinander – mit dem Verpassen der Playoffs. Am Ende fehlten dem EC-KAC trotz Punkteteilung zur Halbzeit des Grunddurchgangs und fünf Siegen an den letzten fünf Spieltagen satte 13 Zähler auf einen Platz im Halbfinale. Dieses dürftige Abschneiden wurde im letzten Saisonspiel, ausgetragen am 13. März 2007 gegen den EHC Linz, jedoch von positiven Emotionen überlagert: Zwei Tage zuvor hatten die Rotjacken mit einem 2:1-Erfolg in der Draustadt endlich die horrende Niederlagenserie gegen den EC VSV beendet, der 17 Kärntner Derbys in Folge gewonnen hatte. Und auch gegen die Oberösterreicher spielte die Zahl 17 eine tragende Rolle, bildete die vor 2.900 Zuschauern ausgetragene, für das finale Grunddurchgangsklassement bereits bedeutungslose Begegnung, doch den Endpunkt einer herausragenden Karriere in Rot-Weiß: Der gebürtige Steirer Mario Schaden, der am 27. September 1990 sein Debüt in der Kampfmannschaft des Rekordmeisters gegeben hatte, beendete nach 17 Saisonen im Rotjacken-Trikot seine aktive Laufbahn. Der Stürmer, am Eis stets ein vorbildhafter Kämpfer, tat dies mit Stil: Er fixierte in Minute 53 den 4:1-Einstand und verbuchte damit in seinem 802. und letzten Ligaspiel für die Klagenfurter seinen 165. und letzten Treffer.
Torlawine in der Platzierungsrunde
24.01.2008 / EC-KAC – HK Jesenice (9:7)
Der nach zweimaligem Verpassen der Playoffs im Sommer 2007 vollzogene personelle Umbau im Kader sorgte dafür, dass sich der EC-KAC fortan wieder in höheren Tabellenregionen festsetzen konnte: Mit Mike Craig wechselte ein Stürmer mit sprichwörtlich eingebauter Torgarantie zu den Rotjacken, Andrew Schneider etablierte sich umgehend als umsichtiger Spielmacher und Verteidiger Kirk Furey sollte in den Folgejahren zum Importspieler mit den meisten Einsätzen in der KAC-Geschichte avancieren. Die EBEL war mittlerweile auf zehn Teams angewachsen, neben Jesenice (seit 2006) spielten nun auch Ljubljana und Székesfehérvár in der grenzübergreifenden Meisterschaft mit. Dadurch erhielt die Liga auch einen neuen Modus: Nach 36 Runden wurde das Feld in eine Platzierungs- und eine Qualifikationsrunde getrennt, die Rotjacken schafften es als Tabellenfünfter in die obere Gruppe und hatten damit vorzeitig ihr Viertelfinalticket gelöst. In der genannten Platzierungsrunde spielten die Klagenfurter groß auf, acht Siege in zehn Partien ließen sie auf Rang zwei klettern. Das spektakulärste Heimspiel dieser zweiten Phase im Bewerb kam am 24. Januar 2008 zur Austragung, gegen den HK Jesenice erlebten knapp 3.500 Fans ein wahres Torfestival. Eine rot-weiße 2:0-Führung drehten die Slowenen auf 2:3, drei Mal vermochte der EC-KAC auszugleichen, spät im zweiten Durchgang ging er wieder (mit 6:5) in Führung. Die ansehnliche Partie ohne große Konventionen wogte unverändert hin und her, als die 58. Minute anbrach, stand es 7:7. Nun waren es Rob Valicevic im Powerplay und Andrew Schneider, die noch jeweils ein Mal anschreiben konnten, das 9:7 ist bis heute das trefferreichste Ligaspiel mit KAC-Beteiligung seit der Liganeugründung im Jahr 2000. Die Rotjacken ließen der Partie drei klare Siege gegen Villach (7:2) und Wien (6:2) sowie in Linz (6:1) folgen, im Viertelfinale kam für sie gegen das via Qualifikationsrunde in die Playoffs eingezogene Team von Olimpija Ljubljana jedoch das böse Erwachen: Der überragende Alex Westlund im Tor der Slowenen parierte in den drei Begegnungen der „Best-of-Five“-Serie nicht weniger als 144 Schüsse und ließ sich nur drei Mal – davon ein Mal per Penalty Shot und ein Mal im KAC-Powerplay – bezwingen. Die Grünen Drachen beendeten die Saison der Rotjacken mit einem Sweep.
Die Rotjacken kehren auf den Thron zurück
05.04.2009 / EC-KAC – EC Salzburg (2:1)
Die endgültige Rückkehr an die Ligaspitze vermochte der EC-KAC in der Saison 2008/09 zu vollziehen. Die in insgesamt 1.132 NHL-Partien gestählten Sean Brown in der Abwehr und Jeff Shantz im Angriff hoben die Qualität der Mannschaft ebenso wie die lange ersehnte Rückkehr von Stürmer Christoph Brandner, der auch gleich zum Kapitän ernannt wurde. Ebenso ein Schlüssel zum Erfolg dieser Spielzeit war der gelungene Einbau einer Vielzahl an jungen Spielern: Aus dem eigenen Nachwuchs etablierten sich 2008/09 Martin Schumnig, Thomas Hundertpfund und Markus Pirmann als fixe Bestandteile des Kaders, gleichzeitig scheute man auch nicht davor zurück, vielversprechende Talente aus anderen Bundesländern – René Swette und Raphael Herburger aus Vorarlberg, Manuel und Stefan Geier aus der Steiermark – zu verpflichten. Head Coach Emanuel Viveiros formte aus dem sowohl in der Spitze als auch in der Breite hochklassigen Aufgebot ein schlagkräftiges und erfolgreiches Team, das in 42 seiner 54 Regular Season-Spiele punkten konnte. In diesem Spieljahr beendete der EC-KAC den Grunddurchgang zum bislang letzten Mal auf Tabellenposition eins. Die Hürden Innsbruck im Viertel- und Linz im Halbfinale übersprangen die Rotjacken souverän, im Finale kam es damit zum Showdown mit dem Ligakrösus aus Salzburg, der zum vierten Mal in Folge in der Endspielserie stand und dort sein drittes Championat hintereinander jagte. Nach sechs packenden Begegnungen hatten beide Teams jeweils drei Siege auf ihren Konten, die endgültige Entscheidung musste somit ein Game Seven in der Stadthalle bringen. Diese war am 5. April 2009 mit offiziell 5.200 Zuschauern selbstredend bis auf den letzten Platz gefüllt und erlebte zunächst zwei grundsätzlich offensiv ausgerichtete Mannschaften, deren oberste Prämisse es an diesem Abend jedoch war, keine Fehler zu begehen. Erst in der 35. Minute brach Andrew Schneider nach feinem Doppelpass mit Jeff Tory den Bann und stellte auf 1:0. Die Entscheidung in der Titelvergabe folgte knapp zehn Spielminuten später: Zunächst glich der spätere KAC-Stürmer Patrick Harand für Salzburg aus, lediglich 13 Sekunden danach schoss sein Bruder Christoph die Rotjacken wieder in Front. Dabei blieb es: Einhundert Jahre nach der Gründung des Vorgängervereins holte sich der EC-KAC seinen 29. Titel – auch, weil er sich in der zweiten Hälfte der Saison auf den nachverpflichteten Goalie Travis Scott verlassen konnte. Der Kanadier bestritt 31 Partien für die Rotjacken, 23 davon siegreich, und kassierte im Schnitt nur 2,09 Gegentreffer pro Spiel.