Der von hunderten Fans zu diesem Auswärtsspiel begleitete EC-KAC konnte am Freitagabend bei den Graz99ers zwar seinen dritten Sieg in Serie einfahren, vermochte aber abgesehen vom ersten Spielabschnitt kaum zu überzeugen. In Minute acht sorgte Rok Tičar mit einem wuchtigen Schuss aus dem hohen Slot für die Klagenfurter Führung, die Rotjacken ließen danach zahlreiche Möglichkeiten ungenutzt. Erst ein Powerplaytreffer sieben Sekunden vor der zweiten Pause, erzielt durch Nick Petersen per Direktabnahme, sorgte für einen vermeintlich beruhigenden Vorsprung. Die Gastgeber übernahmen dann im Schlussabschnitt allerdings das Kommando und kamen durch Überzahltore von Tobias Fladeby und James Livingston in den letzten sieben Minuten zum verdienten Ausgleich. In der Verlängerung bewies der EC-KAC in gleich zwei Unterzahlsituationen viel Kämpferherz und rettete sich ins Penaltyschießen: Dort krönte Goalie Sebastian Dahm seine starke Leistung, in zehn Versuchen vermochten ihn die Graz99ers nicht zu bezwingen. Auf Seiten der Rotjacken verwertete Matt Fraser den insgesamt 20. Versuch und entschied das Shootout somit zu Gunsten seiner Mannschaft.
Drittel 1
Noch in der ersten Spielminute passte bei einem Ausflug Sebastian Dahms hinter den eigenen Kasten die Abstimmung mit seinem Mitspieler nicht richtig, die dadurch in Scheibenbesitz gekommenen Steirer konnte daraus jedoch kein Kapital schlagen, Daniel Oberkofler brachte in halblinker Position keinen Schuss an. Weil dann Niki Kraus in der eigenen Zone auf die Scheibe griff (5.), wurde er in die Kühlbox geschickt, die Penalty Killing-Einheiten der Rotjacken ließen jedoch keine gefährlichen Chancen zu und sorgten zudem drei Mal für eine Befreiung. Keine Minute nach dem Ende der Strafzeit ging der EC-KAC in Führung: Nachdem unmittelbar zuvor sein Querpass bei einem „Drei-gegen-Zwei“-Angriff keinen Abnehmer gefunden hatte, erhielt Rok Tičar eine zweite Chance. Paul Postma fing den Puck in der neutralen Zone ab und schob sie in den Lauf des Slowenen, der wenige Meter nach dem zentralen Zoneneintritt per Schlagschuss abzog und einsendete (8.).
Der Treffer war der Auftakt zu einer Druckphase der Klagenfurter: Nach einem Schlenzer von David Maier aus der Distanz kam Niki Kraus am Torraum an den Rebound, drückte die Scheibe aber nur an die Außenstange (8.), als Nick Petersen direkt vor dem Crease kreuzte, wurde er noch so behindert, dass er keinen Schuss anbrachte (10.). Auf der Gegenseite spritzte der als Center aufgebotene Verteidiger Michael Boivin in einen rot-weißen Querpass, das Spielgerät sprang ihm dabei aber einige Meter von der Schaufel, sodass sich keine Solochance ergab (10.). Die nächsten Gelegenheiten gehörten wieder dem EC-KAC: Thomas Koch scheiterte von den linken Hashmarks aus mit der Vorhand an Goalie Christian Engstrand (13.), dann fing Lucas Lessio den Puck ab, überlief seinen Gegenspieler außen und zog frei vor das Tor, blieb mit seinem Versuch aber am Schlussmann der 99ers hängen (16.). Als Johanns Bischofberger die Scheibe aus dem Rückraum vor den Kasten chippte, verlängerte sie Matt Fraser mit einiger Wucht, Engstrand war mit seinen Beinschonern in der kurzen Ecke einmal mehr aufmerksam (18.).
Drittel 2
Nur Sekunden nach Wiederbeginn kam Graz zu einer dicken Gelegenheit: Oberkofler ging am linken Flügel steil, spielte dann diagonal zur Mitte zu Granholm, der sich den Puck noch auf die Rückhand legte und dann den Tunnel versuchte, das Spielgerät verfing sich jedoch in Dahms Beinschonern (21.). Die Rotjacken, die im zweiten Durchgang bei weitem nicht so druckvoll auftraten wie noch im ersten Abschnitt, kamen dann aus dem Konter heraus zu einer guten Chance: Lukas Haudum zog auf Linksaußen aus spitzem Winkel ab, die Scheibe sprang von der kurzen Stange zurück ins Spielfeld (24.). Als Alagić links vor Dahm auftauchte, konnte der KAC-Goalie den Puck unter seinen Pads fixieren (27.), auch gegen Schiechl, der sich mit einem feinen Haken von der Halfwall aus Raum verschafft hatte, war der Däne am Posten (31.). Dazwischen hatte Rok Tičar aus dem Zentrum auf die linke Seite zu Johannes Bischofberger abgelegt, dessen Schuss aber zu mittig auf den Schlussmann gekommen war (28.).
Erst in der Endphase des zweiten Drittels wurden die Klagenfurter wieder gefährlicher: Thomas Vallant bewies im hohen Slot Übersicht und spielte nach rechts zu Lucas Lessio, dessen Direktabnahme jedoch neben dem Kasten landete (38.). Im ersten KAC-Powerplay der Partie spielten die Rotjacken gute Möglichkeiten heraus: Nach feinem Rückhand-Pass durch die Box von Hundertpfund schoss Koch vom linken Anspielpunkt aus drüber (39.), aus ähnlicher Position traf Petersen nur Engstrands Maske (40.). Im nächsten Anlauf klappte es für den Kanadier aber, sieben Sekunden vor der zweiten Sirene setzte er seine Direktabnahme vom Faceoff-Punkt auf der linken Seite aus wuchtig in die Maschen (40.).
Drittel 3
Früh im dritten Durchgang ließ sich Sebastian Dahm bei Wraparounds auf die Vorhand von Michael Schiechl (41.) und Tobias Fladeby (42.) nicht überraschen, richtig gefährlich wurde es in Minute 46, als die Graz99ers innerhalb einer Sequenz gleich zu drei Abschlüssen aus dem Slot kamen: Gegen Michael Kernberger und Zintis Zuševics fuhr der KAC-Goalie den rechten Schoner aus, der Versuch von Adis Alagić wurde geblockt. Als der Puck von der linken Seite aus etwas glücklich in den Slot zum völlig freien Daniel Oberkofler sprang, musste Kele Steffler die Notbremse ziehen (49.). Bei numerischer Unterlegenheit verteidigten sich die Rotjacken zunächst gut, gegen Ende der Strafzeit kamen die Steirer aber zu einer großen Möglichkeit: Nach einem Zalewski-Onetimer blieb der Puck hinter Sebastian Dahm im Torraum liegen, Michael Schiechl stocherte ihn bedrängt am leeren Kasten vorbei (51.). Weil dann Nick Petersen im Zuge eines „Drei-gegen-Zwei“-Angriffs ein Offensivfoul beging, kam Graz erneut zu einem Powerplay und dort nach 45 Sekunden auch zum Torerfolg: James Livingston passte von neben der Torstange aus noch einmal diagonal zurück an die rechten Hashmarks und Tobias Fladeby bezwang Sebastian Dahm zwischen Fanghand und Schoner (54.).
Im Konter brachte Matt Fraser von der rechten Seite aus einen Rückhand-Pass quer auf den mitgelaufenen David Maier, der die Scheibe ebenfalls mit der Backhand verlängerte, Engstrand rutschte mit dem Puck nach hinten, dieser überschritt die Linie jedoch nie (55.). Weitere Chancen der Klagenfurter auf die Vorentscheidung folgten: Fraser fälschte einen Koch-Schuss mit dem Schlittschuh ab, der Graz-Goalie war am Posten (56.), als Johannes Bischofberger ein Icing ablief und Engstrand zögerte, verfehlte der KAC-Stürmer den Kasten (57.). Nach einer misslungenen Befreiungsaktion von Lukas Haudum musste dieser in die Kühlbox und die 99ers konvertierten ihr viertes Powerplay in ihren zweiten Überzahltreffer: Der Puck sprang wie eine Billardkugel durch den Torraum, ehe sie Livingston mit dem Skate im Bremsen über die Linie schob: Gleich drei Video Reviews – Verdachtsmomente hinsichtlich Abseits, Schlittschuhtor und Torhüterbehinderung – änderten die Entscheidung am Eis nicht, der Treffer zählte (58.). Dann hatte Zuševics sogar die Entscheidung für die Steirer auf dem Schläger, er wurde bei seinem Sololauf jedoch noch regelwidrig gestoppt (59.).
Verlängerung / Penaltyschießen
Die Rotjacken mussten damit die letzten 66 Sekunden der regulären Spielzeit sowie die ersten 54 der Verlängerung mit einem Mann weniger bestreiten, hielten sich dabei aber schadlos. Eine halbe Minute nach dem Erreichen der numerischen Vollzähligkeit musste mit Matt Fraser erneut ein Klagenfurter auf die Strafbank, wieder verteidigte sich der EC-KAC nicht zuletzt dank des überragenden Sebastian Dahm im Kasten geschickt. Die große Gelegenheit zur Entscheidung zu Gunsten der 99ers fand in der finalen Minute der Overtime Mike Zalewski vor, seinen Rückhandschuss von zwischen den Hashmarks aus und bei freier Bahn vermochte der KAC-Goalie aber mit der Spitze seines Schoners wegzukicken. Damit ging es in das Penaltyschießen, das zur Nervenprobe mutierte: Lukas Haudum klopfte Klagenfurts ersten Versuch auf die Stange, Viktor Granholm den sechsten der Grazer auf die Latte, letztlich blieben 19 Schützen erfolglos, ehe Matt Fraser über rechts kommend mit der Vorhand einsendete und die Partie zu Gunsten der Rotjacken entschied. (HB)
Post Game-Kommentar von Head Coach Petri Matikainen:
„Wir sind sehr gut gestartet, unser erstes Drittel war sicher unser bestes, sowohl eisläuferisch als auch hinsichtlich der Art und Weise, wie wir Torchancen herausgespielt haben. Im zweiten und dritten Abschnitt hat sich das Momentum stark gewandelt, wir kamen viel zu selten strukturiert aus unserer Defensivzone und wenn uns das gelang, machte Graz die neutrale Zone gut zu. Gegen Ende hin verfielen wir wieder in die Muster der beiden letzten Wochenenden und nahmen viel zu viele Strafen, das hat uns auch den dritten Punkt gekostet. Diese fehlende Disziplin ist ärgerlich, aber auf der anderen Seite sind diese Situationen auch ein Stresstest für unsere Mannschaft früh in der Saison, aus dem wir Rückschlüsse ziehen können. Im Penaltyschießen gewinnt in der Regel die glücklichere Mannschaft, dank Matt Fraser waren das heute wir. Aber die 99ers werden in diesem Jahr ein schwer zu bespielendes Team sein, das hat man heute gesehen.“